Am 1. Oktober 2017 feierte die Agenda 21 Olching ihren Agenda 21-Tag im Kulturzentrum am Olchinger Mühlbach. Und ich ging hin!
Schon ein vielfältiges Programm empfängt mich gleich im Foyer, ich aber entscheide mich zunächst, die Infostände im Hermann-Böcker-Saal zu besuchen. Gleich rechts empfängt mich Frau Weyland, Wirtschaftsförderin der Stadt Olching und zugleich Ansprechpartnerin für die Bürger zum Thema AGENDA 21 seitens der Stadt. An ihrem Stand kann ich mich darüber informieren, was „Nachhaltige Stadt Olching“ bedeutet. Hat doch Olching gerade in diesem Frühjahr die Zertifizierung zur Fairtrade Stadt erhalten. Meinen Glückwusch! In nächster Nähe präsentieren sich der AK Erneuerbare Energien, Ziel 21 eV und sehr ansprechend die Stadtwerke Olching zum Thema Energiewende.
Dahinter treffe ich auf den Stand des AK Natur und Landschaft mit seinem Kernprojekt „Rund um die Estinger Streuobstwiese“. Bei einem Wiesenkräuter-Quiz kann ich mein Wissen testen. Kann ich die Bildkarte dem entsprechenden Kräutertopf zuordnen? Bin ich mir unsicher, steht mir Kräuterpädagogin, Christine Weiß, helfend zur Seite. Somit lernte ich spielend etwas über die Essbarkeit von Wiesenkräutern, auf denen ich bisher achtlos umhergetrampelt bin. An Beispielen von Insektenhotels, angefangen von einem Stern bis zum Vier-Sterne-Musterhotel , erfahre ich, worauf es zu achten gilt, wenn ich den Insekten wie Wildbienen, Florfliegen, Marienkäfern, Schmetterlingen usw. in meinem Garten oder auf meinem Balkon eine Nisthilfe anbieten möchte. An den Ständen des AK Wirtschaft und Arbeit in nachbarschaftlicher Nähe mit dem Behinderten Beirat schlenderte ich vorbei; deren Aktionen finden in praktischer Form andern Ortes statt.
Am Stand des AK Verkehr werde ich freudig vom Sprecher Axel Pesall begrüßt. Seit Jahren setzt sich sein AK mit einem konkreten Vorschlag für eine Veränderung der Hauptstraße in Olching ein. Vorbild ist das bereits in anderen Städten praktizierte „Shared Space“, bei dem alle Verkehrsteilnehmer, also Radfahrer, Fußgänger sowie Autos, gleichberechtigt den Verkehrsraum nutzen. Der AK Verkehr bleibt beharrlich am Ball, dem Bürgerwunsch aus der Zukunftskonferenz 2010/2011 Rechnung zu tragen, der da heißt: „Unsere Hauptstraße lädt mit ihren attraktiven Geschäften, dem gastronomischen Angebot und den heimeligen Plätzen zum Flanieren und Verweilen ein. Alle Verkehrsteilnehmer, gleich ob zu Fuß, mit dem Rad oder Auto, ob alt oder jung, kommen sicher an ihr Ziel. Entspannt bummeln, Pause machen und in einheimischen Geschäften einkaufen, so soll es werde.“ Besser als an diesem Standort konnte das Schülerprojekt zum Thema Raumplanung aus dem letzten Schuljahr nicht platziert werden. Ich kannte das Projekt bereits von der diesjährigen Science Fair des Gymnasium Olching, bei der Kathrin Schmid und Victoria Spöttl für ihr Projekt „Wahrnehmungsgeographie in öffentlichen Räumen“ auf der Science Fair 2017 den Nachhaltigkeitspreis 2017 der Agenda 21 erhielten.
Bei meinem weiteren Rundgang treffe ich auf den Fairtrade Stand der Kirchen, die hier schon verkünden können, dass sie in naher Zukunft, in Zusammenarbeit mit vielen, vielen ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen unter der Leitung des Fair Handelshaus Bayern eG, ein festes Ladengeschäft, den Fair Weltladen, in der Hauptstraße beziehen können. Ich freue mich und finde es als Bereicherung für die Vielfältigkeit der Geschäfte in Olching. Als nächstes stehe ich vor der riesengroße Landkreiskarte, auf der ich interaktiv die AGENDA 21 Schätze im Landkreis benennen und ausfindig machen kann. Zum besseren Behalten und Nachschauen stecke ich mir eine Schatzkarte in meinen neu erworbenen, fairtraden Baumwollbeutel. Dann lasse ich meinen Blick entlang der graphisch gut gelungenen Dokumentationtafeln schweifen, die in Kürze die Geschichte der Olchinger AGENDA 21 beschreiben. Zwanzig Jahre gibt es sie bereits, wie ich hier lesen kann. 1996 wurde die Saat bei einem AGENDA 21 Workshop der VHS gelegt, seitdem stetig weiterentwickelt, 2004 das Leitbild durch einen Gemeinderatsbeschluss besiegelt und mit zwischenzeitlich sechs aktiven Arbeitskreisen die aktivste im Landkreis! Mittlerweile ist sie auch hier auf immerhin noch vier spärlich besetzte Arbeitskreise geschrumpft. Wie auch andernorts fehlt es an Nachwuchs. Ich benötige eine Pause. Die vielen Eindrücke brauchen eine Reflexion. Ich pausiere bei einem willkommenen Gaumenschmaus im Rossstall-Bistro. Hier gibt es immer etwas Wohlschmeckendes zu speisen. Gestärkt trete ich das Aktionsfeld im Foyer an.
Den Film, der im oberen Gretl-Bauer-Saal stattfand, habe ich verpasst. Es lief „WEILOISIRGENDWIAZAMHÄNGD“ – ein Film über Landwirtschaft, Landschaft und Menschen, der dokumentarisch Menschen, Vordenker und Visionäre unserer Heimat zeigt, die längst praktisch umsetzen, was wir vielerorts noch theoretisch zum Thema Nachhaltigkeit fordern.
Ich hingegen gehe dafür das Thema Rollstuhlfahren praktisch an, setze mich in einen der bereit gestellten Rollstühle und lasse mir ein paar wichtige Tipps geben, bevor ich den vom Beirat für Menschen mit Behinderung aufgebauten Rollstuhl-Parcours mal eben befahre. Aber mit „mal eben“ ist es nicht getan! Auch wenn ich ein paar wichtige Regeln zum Thema Fahren mit dem Rollstuhl erklärt bekam, brauche ich eine gewisse Gewöhnungsphase für das Geradeaus-, Kurven- und Rückwärtsfahren. Die erste Hürde beginnt mit dem Öffnen der Tür. Eine Hand drückt den Türgriff, drückt die Tür auf, während die andere Hand das Rad nach vorne schiebt, beides gleichzeitig will mir nicht gelingen, die Tür ist zu schwer. Ich brauche Hilfe. Dann die Schwelle, die Steigung, runter geht’s, bremsen, die Kurven, Fahren auf Kies, Strecke fahren und wieder eine Tür. Zwei Türen! Geschafft. Zur Belohnung gibt es Süßes. Ich aber befürchte Muskelkater, den ich am nächsten Tag in Armen und Nackenmuskeln spüren werde. Und ich fühle Erleichterung, dem Rollstuhl entkommen zu können. Dann eine weitere Runde – nur jetzt mit dem Rollator. Was naiver Weise keinesfalls leichter zu bewerkstelligen ist!
Ich brauche einen Kaffee. Fairtrade. Logisch. Aber bevor ich es mir bei Kaffee und Kuchen gut gehen lasse, blättere ich mich noch durch eine Auswahl an Büchern zu Themen wie Nachhaltigkeit und Fairtrade aus der Bücherei Olching. Überfliege die Titel der DVDs zu selbigen Themen und merke mir die Öffnungszeiten der Bücherei, zu denen ich mir das ein oder andere interessante Buch dann ausleihen und in Ruhe zu Hause durchlesen werde. Der Kaffeeduft lockt! Aber der muss noch ein Weilchen warten, denn ich komme nicht ohne Weiteres an Herrn Wehrle, Sprecher der Agenda 21 und Verfechter des Ökologischen Fußabdrucks, vorbei. „Na, Frau Langer? Wie sieht es denn mit Ihrem persönlichen Fußabdruck aus?“ Ich machen mir also noch unmittelbar vor meinem Stück Kuchen Gedanken über meine sonstiges Ernährungsgewohnheiten, mein Konsumverhalten, meine Mobilität und reflektiere meine Wohnverhältnisse. Zusammengenommen erhalte ich einen farblich, prozentual unterschiedlich gewichteten Fußabdruck. Beeindruckend. Ich vergleich im Stillen meinen Fußabdruck mit dem meines Sohnes, der im Studentenheim erheblich bescheidener wohnt, aber viel öfter mit dem Flugzeug in ferne Länder reist. Farblich sieht der ganz anders aus. Ob der nun die besseren Sohlen hat? Ich gehe mir einen Kuchen aussuchen. Einen mit wenig Sahne und hoffentlich mit Mehl und Früchten aus der Region! Beim Kaffee geht es halt nicht regional. Und Apfelsaft schmeckt nun mal nicht zum Kuchen, rechtfertige ich mich.
Während ich es mir bei Kaffee und Kuchen gut gehen lasse, findet im oberen Gretl-Bauer-Saal gerade die Unternehmensauszeichnung statt. Hierbei werden abermals drei Olchinger Betriebe gewürdigt, die in ihrem unternehmerischen Handeln nachhaltig agieren. Vielleicht nicht in allen Punkten, aber den meisten. Eine Jury aus Mitgliedern des AK Wirtschaft und Arbeit sowie Stadträten loten im Vorfeld mögliche Unternehmen aus, die sie dann auf vorgegebene Kriterien untersuchen und letztendlich beim Agenda 21- Tag auszeichnen. In diesem Jahr sind es: Hotel Schiller, der Hartlhof und Sieber Bedachungen. Meinen Glückwunsch. Zur Auszeichnung, zum Fest, zum Engagement derjenige, die sich Jahr für Jahr darum bemühen, ihr Tun und Wirken im Sinne des AGENDA 21 Gedankens in Olching der Öffentlichkeit zu präsentieren!
Text: Urte Langer – in einer Doppelrolle