Welch große Verantwortung Deutschland übernehmen müsse für die notwendige weltweite Transformation zu einer zukunftsfähigen und klimaverträglichen Gesellschaft, das erläuterte Klaus Milke, Vorsitzender von Germanwatch, am vergangenen Donnerstag bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Nord-Südforums und der AGENDA 21 im Sitzungssaal des Landratsamtes vor gut 60 interessierten Zuhörern.
Im Fokus steht dabei die Klimapolitik, damit es nicht zu den vom Weltklimarat prognostizierten „Kipp-Punkten“ komme, bei denen unumkehrbare Veränderungen im Weltklima verursacht werden. Das nächste Jahr 2015 könne mit dem Klimaabkommen in Paris, mit dem G 7-Gipfel in Deutschland und der Verabredung der globalen Entwicklungsziele auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene entscheidend werden. Hierzulande müsse man jetzt nach dem Atomausstieg den Einsatz von Kohle zurückfahren, auch die Förderung des Kohlekraftwerkbaus im Ausland sofort einstellen.
Um Strukturen im Norden im Sinne von mehr Nachhaltigkeit zu verändern, sucht Germanwatch den Dialog und strategische Allianzen mit der Wirtschaft und bemüht sich um entsprechende Beeinflussung der politischen Rahmenbedingungen. Die Vorstellung vom „mündigen Verbraucher“ sei dagegen eine Illusion. Der einzelne sei überfordert, deshalb müsse der Verbraucherschutz gestärkt werden. Jeder müsse sich aber die Frage stellen: Was ist „genug“ und wie kommen wir zu einer wirklichen Kreislaufwirtschaft? Denn sonst würden wir – in Anlehnung an B. Brecht – beitragen, den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen.
In der anschließenden, lebhaften Diskussion wurde der vorgeschlagene Weg des Dialogs mit den Akteuren in Politik und Wirtschaft kritisiert, die nicht wirklich an einer Veränderung der Verhältnisse interessiert seien, und die Rolle des Einzelnen betont, der sich sehr wohl einmischen solle. Germanwatch sieht auch darin einen Weg, Vorreiter zu unterstützen, die freiwillig strengere Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Erst wenn man die Motive und Zwänge des anderen versteht, lässt sich letztlich eine für die Mehrheit tragbare Lösung finden.
Der Abend schloss mit einem Appell des Moderators Walter Ulbrich zu mehr Solidarität mit den ärmeren Ländern, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden würden und auch bei den schon bestehenden Freihandelsabkommen die darin enthaltenen Investitionsschutzklauseln haben akzeptieren müssen, die uns jetzt unter anderem zu Protesten gegen die laufenden Verhandlungen zu TTIP und CETA führen, weil nun wir davon betroffen wären.
Quelle: Pressemitteilung Nord-Süd-Forum Fürstenfeldbruck (Walter Ulbrich)
Fotos: Horst Stegmann