Streuwiesentag im Ampermoos

 

Am 21. September fand der Streuwiesentag des Landschaftspflegeverbands Fürstenfeldbruck e. V. im weitläufigen Ampermoos als Abbschlussveranstaltung der Artenschutzkampagne „Bayerns-UrEinwohner“ statt. Vor Ort wurde einem interessierten Publikum anhand von landwirtschaftlichen Maschinen demonstriert wie die Streuwiesenmahd in unserem Landkreis vonstattengeht. Verschiedene Hersteller und ansässige Landwirte zeigten in einer Ausstellung ihre beeindruckenden Mähmaschinen, Mulcher, Kammschwader, Doppelmesserbalkenmäher oder Ballensammler von konventioneller bis zur innovativen Handhabe, die allesamt später noch zum Einsatz kamen. Dagegen wirkte der eBeetle, eine Fahrradanhänger große Saatgutsammelmaschine, eher bescheiden, der sich jedoch im Anschaffungspreis durchaus mit den „Großen“ messen kann.

Landschaftspflegeverband – Schutz und Erhalt der Kulturlandschaften in Bayern

v.l. E. Scherb, P. Kotschi, Hr. Schuster, Chr. Feucht, M. Drechler

Zum Ablauf: Frau Eugenie Scherb, hier in ihrer Funktion als 2. Vorsitzende des Landschaftspflegeverband Fürstenfeldbruck e.V. eröffnete den Streuwiesentag, der auf Grund des hohen Anklanges im letzten Jahr bereits zum zweiten Male stattfand, gefolgt von Martina Drechsler, stellvertretende Landrätin des Landkreises Fürstenfeldbruck. Im Anschluss stellte Petra Kotschi, Geschäftsführerin des LPV, das Ureinwohner-Projekt „Rückkehr in die alte Heimat – Der Große Brachvogel im Ampermoos“ vor und verwies auf die noch bis zum 28. September 2018 laufende Ausstellung im Landradsamt: „WILD, BUNT UND VOLLER WUNDER – Pflanzen und Tiere in Bayerns Kulturlandschaft“. Hierzu lagen Flyer, eine liebevoll gestaltete Kinderbroschüre, Schafkopfkarten, limitierte Tassen und ein aktueller Kalender für das Jahr 2019 kostenlos aus. Die Der Landschaftspflegeverband Fürstenfeldbruck wurde bereits im Jahre 1991 gegründet und wird durch Gebietsbetreuer betreut. Hier im Ampermoos bemüht man sich durch Maßnahmen wie freihalten von Wiesenflächen und sukzessiver Vernässung, den einst ausgestorbenen Großen Brachvogel sowie weitere heimische Wiesenbrüter wie die Bekassine wieder anzusiedeln. Mittlerweise mit Erfolg, denn es konnten heuer zur Freude von Gebietsbetreuer, Christian Niederbichler und den vielen ehrenamtlichen Naturschützern vier Brutpaare des Großen Brachvogels verzeichnet werden. Aus Sicht der Naturschützer und Kulturlandschaft-Erhalter ein stetiger Erfolg. Bevor es zum praktischen Teil der Veranstaltung kam, bedankte sich Christiane Feucht vom Dachverband Landschaftspflege bei Herrn Schuster, Vertreter des Bayerischen Umweltministeriums, für die über die Jahre hinweg stets gute, konstruktive und unterstützende Zusammenarbeit.

Zum praktischen Teil: Als Erstes wurde dem Publikum der eBeetle vorgestellt, eine Maschine zur schonenden Saatgutgewinnung. Seine Aufgabe ist es, von regionalen, schützenswerten Wiesenflächen das Saatgut zu entnehmen, das dann auf vorbereiteten „Nachbarflächen“ mit genau dieser autochthonen Saat wieder geimpft werden kann.

Das Familienunternehmen Süßmair investierte in die in der Schweiz entwickelte Saatgutgewinnungsmaschine ein kleines Vermögen, um von besonders schützenswerten Wiesen mit einem zwar maschinellen, aber doch besonders schonenden Bürstenverfahren autochthones Saatgut zu gewinnen, das nicht nur die Chitin gepanzerten Käfer, sondern selbst langbeinige Spinnentiere am Leben lässt. Denn die Saatgutgewinnung von heimischen Wiesen hat den bestrebenswerten Vorteil, dass sich die Flora bereits bestens an den örtlichen Standort angepasst hat und somit eine gute Entwicklung auf ausgemagerten „Nachbarflächen“ verspricht. Das Saatgut der Früh- sowie der Späternte wird mit dem eBeetle quasi von den Halmen und Stängeln abgebürschtelt, in einem Auffangkorb gesammelt und auf Leinentüchern getrocknet. Hierbei haben die Insekten, Spinnen und Käfer die Chance wieder in die Wiese zu entfliehen, während die getrockneten Samenkörner durch mehrere Siebe gesiebt und zusammen mit dem gehäckselten Schnittgut auf ausgemagerte Flächen in der Umgebung ausgebracht werden. Die Entwicklung zur bunten „Mutterwiese“ dauert dann noch einmal 3 bis 4 Jahre, Orchideen benötigen sogar bis zu 6 Jahre. Laut Christoph Süßmair Junior hat das Saatgut bei guter Lagerung eine Keimfähigkeit von drei Jahren.

 

 

 

Nach der Entnahme des Wiesensaatguts erledigt die Mahd auf kleineren Flächen ein Balkenmäher. Auf noch kleineren Flächen ein Freischneider. Für die Flächen in Hektardimensionen aber kommt schweres Gerät zum Einsatz. Zu dieser Demonstration wanderte das Publikum ins weitläufige Ampermoos.

Hoast a Schneid – Hoast a Freid  … so der Slogan der Landwirte. Was einst die Sense machte, machen nun große Maschinen, deren tonnenschweres Gewicht sich auf relativ breite Reifen oder Raupen verteilt. So kommen heutzutage große Balkenmäher, Rotationsmäher, Doppelschneider zum Einsatz und statt Forke und Heuböcke der Kamm- oder Pick-Upschwader, die Ballenpresse und Ballensammler. Zukunftsweisend das ganze Spektrum nochmals in einer ferngesteuerten Variante.

Worauf es ankommt: Das gesamte Ampermoos hat eine Größe von fast 600 ha. Es ist Naturschutzgebiet, Ramasgebiet und Natura 2000. Das heißt: eine Pflege zum Schutz und Erhalt der Moorflächen und Streuwiesen bedarf einer bedachte und schonenden Bearbeitung. Hierbei müssen Pflege- und Naturschutzverbände sowie Landwirte und die angrenzenden Kommunen im Konsens zusammen arbeiten. Es gilt Brutzeiten einzuhalten und Maschinen einzusetzen, die die Bodenstruktur bestmöglich schont, denn mooriger Boden ist ein federnder, meist  feuchter und besonders sensibler Untergrund. Bei der Wiesenmahd geht es im ersten Schritt um den Wiesenschnitt, Schritt zwei dem Schwaden (in zu Reihen aufgehäufeltes Heu), dann dem Aufsammeln der Schwad und zuletzt dem Einsammeln der gepressten Heuballen.

Christian Niederbichler, langjähriger Gebietsbetreuer im Ampermoos, stimmte das Publikum in Flora und Fauna dieses besonders schützenswerten Lebensraum ein, bevor die großen Maschinen ihre Einsatzmöglichkeiten nach einer jeweiligen fachlichen Einführung eindrucksvoll unter Beweis stellten.

 

 


 

 

 

Auch Zeit für Gespräche zwischen Publikum und Ausstellern, Landwirten und Herstellern kam dabei hierbei keineswegs zu kurz. So wurde dieser Streuwiesentag wieder ein voller Erfolg und lässt hoffen, dass er auch in nächsten Jahr abermals stattfinden wird.

Plakat und Aussteller der Veranstaltung: 

 

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